Aktuell: 100 Jahre Beginn des 1. Weltkrieges. Kriegsgefangene in Langengrassau.
Damals wie heute ist es ärgerlich, wenn Post ihren Empfänger nicht erreicht. Interessant wird es erst, wenn diese ca. 100 Jahre unbeachtet ihr Dasein in einem feuchten Raum fristet. So geschehen in einem Kolonialwarenladen in Langengrassau, der auch als Poststelle diente. 1877 wurde dieser gegründet und durch 3 Generationen geführt. Der Gründer August Krüger selbst nahm als Füsilier am Deutsch-Französischen Krieg teil. 1905 übernimmt Sohn Reinhold das Anwesen. Er ist es wahrscheinlich, der im 1. WK auch die Funktion des Kommandoführers über die .......
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1.0 Arbeitskommandos von Kriegsgefangenen innehatte. Dies ist ein weiterer Grund dafür, das Teile des Briefwechsels mit der Verwaltung des Kriegsgefangenenlager Kleinwittenberg (Elbe) von 1916-1918 erhalten sind.
Langengrassau gehörte bis 1945 zum Landkreis Schweinitz im Regierungsbezirk Merseburg. Dieser wiederum zur Provinz Sachsen in Preußen. Langengrassau lag somit im östlichsten Zipfel des Landkreises. Im Vergleich zu anderen Dörfern hatte Langengrassau eine hohe Einwohnerzahl. Zur Volkszählung 1933 wurden 752 gezählt. Ein Grund dürfte die exponierte Lage an der Niederlausitzer Eisenbahnstrecke gewesen sein.
2.0 Als im August 1914 zur Mobilmachung aufgerufen wird, ziehen tausende Männer euphorisch in den Krieg. Viele hatten in ihrer Begeisterung angenommen, spätestens Weihnachten wieder zu Hause zu sein. Wie sich herausstellte, war dem nicht so. In dem zermürbenden Stellungskrieg fielen im Gesamtzeitraum allein 2 Millionen deutsche Soldaten. Von den 104 eingezogenen Männern in Langengrassau starben 1914 bereits 2 Soldaten in Frankreich und Flandern. Auf beiden Seiten der Fronten gerieten aber auch tausende von Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Allein in der Schlacht bei Tannenberg waren dies ca. 95000 russische Soldaten.
3.0 In den deutschen Ländern wurden 175 Kriegsgefangenen-
lager eingerichtet. Diese wurden unterschieden in Offiziers- und Mannschaftslager. Anfangs campierten sie in der Regel unter freiem Himmel, da die Behörden vor Ort völlig überfordert waren. Die katastrophalen Lebensbedingungen, Hunger und Seuchen, führten zu einem Massensterben. Einige Zeit später ging man dazu über, die Gefangenen zu Arbeitseinsätzen heranzuziehen. Vornehmlich in der Landwirtschaft aber auch im Bergbau und der Bau- und Rüstungsindustrie. In Kleinwittenberg, ca. 85 km von Langengrassau entfernt, befand sich ein Mannschaftsgefangenenlager.
4.0 Dort wurden Russen, Franzosen, Belgier und Engländer interniert. Die in Langengrassau eingesetzten Kriegs-
gefangenen kamen aus diesem Lager.
Die vorhandenen Unterlagen lassen sich in 3 Kategorien aufteilen:
Briefwechsel (Befehle, Formulare, Briefumschläge)
1916 - 1918
Paketnachweisungen 1916 - 1917
Kontobuch für Auszahlungen 1916
Das erste Dokument ist auf den 21.07.1916 datiert. Es handelt sich um einen Ausweis für den Landsturm Stanneck vom 9. Landsturm Infanterie Ersatz Bataillon.
5.0 Er hatte die Order 9 Kriegsgefangene zur Verstärkung des Arbeitskommandos 506 nach Langengrassau zu bringen. Für die Bauernwirtschaften waren die Arbeitskräfte unerläßlich. Die jungen Männer waren im Krieg und der staatliche Ablieferungszwang ruinierte viele Höfe. Also setzte man alles in Bewegung um einen Kriegsgefangenen zu bekommen. Die Wittwe Auguste D. schickt Ihren Antrag an das Landratsamt in Herzberg. Daraufhin wird ihr mitgeteilt, dass am 26.09.16 ein Kriegsgefangener gestellt wird. Dieser wird aus dem Arbeitslager Meuselko überstellt. Dort wurden die Gefangenen bei den Bauarbeiten an der Elsterregulierung eingesetzt.
6.0 Laut Formulare über die Zusammenstellung der Verpflegungstage setzte sich das Arbeitskommando 506 durchschnittlich aus 18-22 Personen zusammen. Desweiteren gab es das Arbeitskommando 505 und 829. Die im Kontobuch aufgeführte Nr. entspricht wahrscheinlich der laufenden Gefangenennummer. Diese liegen zwischen 2019 und 18145. Die Namen der Gefangenen lassen sich in der Regel Russland oder Frankreich zuordnen. Bei folgenden Personen ist dies nicht eindeutig:
Isaak Rosenthal, Gustav Rebase, Christian Mühlberg, Ingadulla Scheidullin und Abram Emanuel.
7.0 Anmerkung: Da die Unterlagen teilweise in einem sehr schlechten Zustand sind und die Namen aus dem Handschriftlichen entnommen sind, ist die korrekte Schreibweise nicht sicher.
Russland: Pawel Laschin, Grigori Melnik, Grigori Sawenko, Daniel Majstruck, Karp Akimov, Ignati Sergejew, Konstantin Schietel, Iwan Bogdanow, Maxim Litwinin und Michail Tichonow.
Frankreich: Gaston Canthe, Henri Guset und Jean Bonat. Untergebracht waren sie im Saal des "Gasthof zu den Linden". Bei dem folgenden Foto handelt es sich wahrscheinlich um 2 russische Gefangene im 1. WK.
8.0  
9.0 Im vorliegenden Kontobuch, welches den Zeitraum vom 27. April - 20. August 1916 umfasst, sind die Einnahmen der Gefangenen dokumentiert. Neben dem Arbeitslohn, der natürlich sehr gering war, sind Überweisungen aus der Heimat ersichtlich. Dies betraf die französischen wie russischen Gefangenen. Die Höhe variierte teilweise aber beträchtlich.
Aus den Unterlagen ist nicht ersichtlich, für welchen Zeitraum der Arbeitslohn ausgezahlt wurde. In den knapp 4 Monaten taucht der Posten Arbeitslohn nur 3 x auf und liegt bei max. 2,60 M. Der Lohn eines Arbeiters lag 1915 bei 14,- bis 15,- Mark wöchentlich.
10. Sämtlicher Postverkehr wurde über die Prüfstelle in Kleinwittenberg abgewickelt. Die Gefangenen durften am 1. und 15. jeden Monats je 1 Brief und 1 Karte, am 8. und 22. jeden Monats 1 Karte schreiben. Insgesamt also 4 Karten und 2 Briefe. Den russischen Gefangenen war es gestattet, an den Tagen an denen Briefe geschrieben wurden, alternativ 2 Postkarten zu schreiben. Dafür gab es Vordrucke. Im Gegensatz zu den russischen Kriegsgefangenen konnten die französischen Gefangenen Pakete empfangen. Dies erhöhte die Überlebenschancen beträchtlich. Zusätzlich wurden auch Liebesgaben aus der Heimat geschickt.
11. Für die Verteilung der Liebesgaben waren im Stammlager die Haupt-Hilfsausschüsse zuständig. Für die auswärtigen Arbeitskommandos wurden Unterausschüsse gebildet. Je nach Größe des AK wurden 1-2 Ausschussmitglieder gewählt. Sie hatten die Ankunft der Pakete zu bestätigen und konnten auch etwaige Wünsche übermitteln. Hier waren es Bonat und Guset die den Erhalt der Kekspakete quittierten.
Grundsätzlich war es verboten Angaben zum Arbeitsort oder Arbeitgeber zu machen.
12. Kranke Gefangene wurden in das Stammlager zurückgebracht. Da in diesem Fall kein Ersatz gestellt wurde, fuhr die Begleitmannschaft allein zurück.
13. September 1917. Der in Langengrassau stationierte Wachmann wird zurückbeordert und hat sich bei der Beschäftigungsabteilung in Kleinwittenberg zu melden. Das bedeutete für die Arbeitgeber, dass sie den Wachdienst von nun an selbst zu besorgen hatten.
14. Bekanntmachung von Hermann Delius (Generalleutnant zur Disposition und Inspekteur der Kriegsgefangenenlager im Bereiche des IV. Armeekorps) zwecks Untersuchungen zum Austausch von französischen Kriegsgefangenen. Es wird mitgeteilt, dass alle Stammlager und Arbeitsstellen bereist werden, auf denen sich austausch- oder internierungsbedürftige französische Gefangene befinden. Die Untersuchungskomission besteht aus 1 deutschen und 1 schweizerischen Sanitätsoffizier. Der Kommission werden zur Untersuchung vorgestellt:
15. Fortsetzung folgt...
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